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Sophia verloren und doch divagefunden -              die Geschichte der nüngverdrizler

 

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Die Forschung, sobald sie sich der nüngverdrizler und ihres wunderlichen Werdeganges durch die Jahrhunderte annimmt, kommt nicht umhin, das, was schon viele klügere Menschen als Sie und ich geahnt, gesagt, geschrieben oder zu sagen oder zu schreiben geplant und dann doch vergessen haben, ebenfalls festzustellen: Es kann keine Kunst geben ohne das zeitlose, sublime Wirken des Eros. Selten wurde dieses eherne Grunzgesetz literarischen Schaffens drucksvoller hereingelegt als durch die Umstände, unter denen die achtzehnsilbigen Vierzeiler (um nicht zu sagen: vierzeiligen Achtzehnsilber) auf den Weltenplan traten. Und so wäre es auch mehr als billig gewesen, diesem Kapitel die taufrische Sentenz “Und ewig lockt das Weib” voranzustellen. Darauf wurde aus dem schlichten Grunde verzichtet, dass diese potenzielle headline sich nicht gegen “Schon wieder lockt der Wein” und “Trotz allem lockt die Sportschau” durchzusetzen vermochte.

 

Wie jede literarische Kunstform, die auf sich hält, wurzelt auch das nüngverdrizeln in der griechischen Antike:

 

Arkadien im Sommer 2005 vor unserer Zeitrechnung. Nach einem der üblichen lustigen Gelage mit seinem Freund und Kupferstecher Dionysos fühlte sich der bocksbeinige Hirtengott Pan ein wenig müde. Die Syrinx war seinen matten Händen längst entglitten (hatte sie doch ihre Schuldigkeit in Sachen Nymphenbetören schon vor Stunden auf das Befriedigendste getan) und auch seine enorme Panflöte war fürs Erste genug geblasen worden. Weder Menschen- noch sonstige Tierherden waren in der Nähe, um sich mal eben in kopflose Angst oder panischen Schrecken versetzen zu lassen, so dass der Oberfaun sich für den Moment jeglicher Möglichkeit beraubt sah,  begabungsgemäß tätig zu werden. Dabei wäre es wohl zunächst auch geblieben, denn Pan war, wie wir aus Gustav Schwabs “Sagen des klassischen Altertums” wissen, nicht unbedingt ein Neuerer unter den altgriechischen Unsterblichen. Er schätzte über alle Maßen die spontane Lustbefriedigung, und darüber hinaus, schätzte er, gebe es sowieso nichts weiter, das zwischen Olymp und Hades des Treibens wert wäre.

Nicht ganz so einfach gestrickt war dagegen sein Kumpel Dionysos. Zwar mangelte es auch ihm zeitweilig ein wenig an guten Manieren, aber als Gott des Weines war er sich doch eines gewissen Kultiviertheitsauftrags meistenteils bewusst. Zudem unterhielt er, anders als Pan, Beziehungen auch zu den feineren Herr- und Damschaften des olympischen Götterkorps’, die iPanhn als Gastgeber rauschender Feste sowie als Lieferant mächtig dröhnender Weine mehr oder weniger insgeheim sehr zu schätzen wussten. Ihm war also wohlbekannt, was es heißt, mit himmlischen Feingeistern wie Hermes, Apoll, Athena oder Aphrodite zu verkehren (und darunter etwas anderes zu verstehen als Pan, der in Hochaltgriechisch gereimte Tischgespräche nur dann für erträglich hielt, wenn sie dazu dienten, auf dem schnellsten Wege eine Göttin flach zu legen).

Nun, wie schon angedeutet, wäre Pan wohl kaum die Ehre zuteil geworden, an der Entstehung einer neuen Gedichtform mitgewirkt zu haben, wenn nicht eben sein Bruder im Fleische, Dionysos, jene besondere Eingebung gehabt hätte.

Pan,” sagte er, mit noch  weinschwerer Zunge.                 “Du, Pan!

(Der besseren Verständlichkeit halber wurde der nachfolgende Dialog ins Deutsche übersetzt: “Pan, Du Pan!”)

“Was’n?” - knurrte dieser.

“Weißt du, was mir gerade eingefallen ist?”

Pan wuchtete sich schnaufend auf die andere Seite und kratzte sich am Gemächt. Mit dem Wort “einfallen” verband er auseinanderpreschende Ziegenherden oder seine nämliche Art, sich behutsam einem Nymphenlager zu nähern. Was sein leider zuweilen etwas verkopfter Genussgenosse Dionysos damit meinen könnte, dass “ihm etwas eingefallen” sei, konnte und wollte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.

“Was’n?” - sagte er noch einmal, um den Schein zu wahren, er könne ein Gespräch führen.

Ab diesem Moment war, nach allem, was wir wissen, die Geschichte der nüngverdrizler nicht mehr aufzuhalten. Denn Dionysos nahm diese Äußerung nicht als das, was sie war, nämlich das  Grunzen eines müden Paarhufers mit anthropomorphem Phallus, sondern er fühlte sich folgenschwer ermutigt, sein Innerstes im Beisein eines lieben Freundes preis- und zum Besten zu geben.

“Also, wenn es dich wirklich interessiert,” hub er an und fuhr schnell fort, bevor Pan keine Antwort geben konnte, “da es dich also interessiert, will ich dir nicht das Gedicht vorenthalten, dass mir eben in den Sinn gekommen ist.”
“Es ist nichts Besonderes,” fügte er bescheiden hinzu, “mein Freund Apoll könnte einen fahren lassen und es würde lyrischer klingen - aber da es durch dich inspiriert wurde, mein dreihorniger Herzensbrecher (oder sollte ich sagen: transpiriert?)” - Pan blinzelte unter schweren Augenlidern hervor, weil er den Hauch einer Anspielung witterte - “sollst du es auch als erster hören!”

Und dann sprach Dionysos das Gedicht in den arkadischen Abendhimmel. Es bestand aus ungefähr vier Zeilen, hatte ca. achtzehn Silben und eine Überschrift, war seiner Zeit auf bemerkenswerte Weise voraus und gefiel - trotzdem, das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden - dem besungenen Pan ganz hervorragend. Da er es aber beim nächstbesten Anblick eines Nymphenhinterns sofort wieder vergessen hatte und Dionysos sich hütete, es im Kreise anderer Unsterblicher ein weiteres Mal zu rezitieren, wäre das erste nüngverdrizlerartige Gedicht aller Zeiten vermutlich schon damals für immer verloren gegangen. Dass es nicht so kam, verdanken wir einer Quellnymphe mit dem schönen Namen Sophia (Sophia, griechisch für “Naseweis”), die im Augenblicke der Uraufführung aus ihrem erotomanen dionyso- und panogenen Koma erwachte, die Worte vernahm und sie alle in ihrem Herzen bewahrte, bis sie einige Jahrtausende später - doch das ist eine andere Geschichte.

Das Gedicht aber war kein nüngverdrizler, es war nur nüngverdrizlerähnlich, denn es erhielt seine exakt vierzeilige und achtzehnsilbige Form erst durch den historisch beglaubigten Urvater des nüngverdrizelns, Oheim Leufgerb Rasputin Maria Egerbufl, dem die besagte Nymphe besagte Jahrtausende später in einem sehr vertraulichen Moment, der wie gesagt hier nichts zur Sache tut (obwohl er als besonderer Höhepunkt im individuellen und kollektiven Gedächtnis verankert bleibt), anvertraute, was sie seinerzeit dem Munde des Dionysos heimlich abgelauscht hatte. Dass Quellnymphe Sophia das lyrische Kleinod nicht vergessen, sondern nach so langer Zeit wieder erinnert hatte, obwohl besagter nächstbester Nymphenhintern, dessen Pan nach vollendeter Rezitation ansichtig geworden war, der Ihre gewesen zu sein die Ehre gehabt und sie die Lagerstätte des Hirtengottes erst volle drei Tage und Nächte später verlassen hatte, gehört zu den halbstarken Wundern der Literaturgeschichte. Sophia selbst erklärte sich ihr plötzliches Erinnern aus dem liebevollen Andenken an Pan, welches sie im Beisein Leufgerb Egerbufls in jener Nacht, die hier wie gesagt nicht das Thema ist, überkommen hatte. Doch damit endgültig genug davon.

Das Gedicht - als Belohnung für alle, die bis hierher durchgehalten und sich die erfrischende Kürze eines echten nüngverdrizlers redlich verdient haben - lautet in der deutschen Nachdichtung durch Leufgerb Egerbufl folgendermaßen:

 

 

 

 

 

          bocksholn

          wenn plötzlich stinkend der japaner

          die hufe schwäng

          dann wär ja

          pan er

              (UG3050808)

 

 

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Angekommen in der Neuzeit

 

Bis der von einem griechischen Gott in den Wind gestreute nüngverdrizler-Samen auf fruchtbaren Boden fiel, vergingen also annähernd viertausend Jahre. Die Nymphe Sophia hatte sich, dem Zeitenwandel gehorchend, eine Identität als italienische Starschauspielerin zugelegt, mit der sich ihre Nymphengewohnheiten weitgehend vereinbaren ließen, sieht man von monatlichen Vollmondbädern in kristallklaren Bächen und Bergseen einmal ab. Auch bei den erotischen Gepflogenheiten musste sie Abstriche machen, da willige Halb- und Vollgötter längst nicht mehr in so großer Zahl zur Verfügung standen wie ehedem. Eine Existenz als umschwärmter Star entschädigte jedoch für so manches. Die Nymphe sah sich in der glücklichen Lage, dass ihr wie einer Göttin gehuldigt wurde, obwohl sie ja eigentlich gar keine war. Der Trick, sich in der Öffentlichkeit als die monogamste Diva seit knapp zweitausend Jahren zu präsentieren, hatte ihre in dieser Hinsicht beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt. Was die Quellnymphe nebenbei in ihrer üppig bemessenen Freizeit anstellte, hätten sich im übrigen auch schon die griechischen Götter- Machos im Leben nicht träumen lassen. Auch Leufgerb Egerbufl nicht.

Von Leufgerb Egerbufl, dem Urvater und Begründer des modernen Nüngverdrizlertums, ist nur wenig bekannt. Das hat sich auch nicht geändert, seit er im reifen Alter zu seinem legendären Ruf gelangte. Manche behaupten, dass er ebenfalls einem alten Unsterblichengeschlecht entstamme. Gegen diese Theorie spricht unter anderem, dass er bezeugtermaßen gestorben ist. Unter welchen Umständen, ist in Ulf Grebes verdienstvollem nüngverdrizler-Standardwerk Verschmutzte Geduchte nachzulesen, dass wir Interessierten hiermit warm ans Herz legen. Aber auch sonst wird von Egerbufl eher berichtet, dass er ein Sterblicher mit Leib und Seele gewesen sei und allen Dingen herzlich zugetan, die Sterbliche gerne und häufig tun, um ihre Sterblichkeit zu pflegen. Einigermaßen gesichert ist, dass Egerbufl - der “Oheim”, wie er von seinen Nachkommen und -eiferern ehrfürchtig genannt wird - mit dem russischen Abenteurer und Zarenfreund Rasputin verwandt war, dessen Namen er auch trug. Außerdem führt eine Abstammungslinie zu Egerbufls Mutter Maria Chloroformenskaja, die ihren Ursprung in einem ungeschickt vollzogenen Coitus interruptus Seiner Heiligkeit, Papst Innozenz LXIX., zu haben scheint. Jedenfalls würde dies Egerbufls überlieferte Abneigung gegen jede Art von Unschuld einerseits und gegen diese spezielle Abart des Beischlafes andererseits erklären helfen.

In seinem langen Leben dürfte Egerbufl so ziemlich jeden Beruf ausgeübt haben, der ihm geeignet schien, Nervenkitzel, Geld, Frauen und zweifelhaften Ruhm anzuhäufen. Er war Leichtmatrose, Schwermatrose, Halbschwergewichtler, Kaufmann von Venedig, Falschspieler, Filmschauspieler, Notenbankchef, Diktator einer Bananenrepublik, Hundezüchter, Opernregisseur, Picasso, Reitlehrer der britischen Kronprinzessin, Bordellhausmeister, Schwalbennestsammler, gedungener aber verhinderter Attentäter von Silvio Berlusconi, Kindergärtner in Saudiarabien und und und... Seinen eigentlichen, vom Vater ererbten Beruf des Wortschmiedes hat er ebenfalls lange ausgeübt und es damit zeitweise zu beachtlichem Wohlstand gebracht. Doch konnten ihn auch die zahlreichen Niederlassungen seines weltweiten Unternehmens, die als Vorläufer der heutigen sogenannten “Denkfabriken” gelten, nie genügend auslasten, so dass er sich nebenbei noch dreizehn Sprachen aneignete, mit 26 Frauen 32 Bünde fürs Leben einging und zu etwas mehr als 250 registrierten Vaterschaften ursächlich beitrug.

 

Leufgerb

 

Egerbufl war, zu diesem Schluss kommt die Geschichtsforschung, ein unsteter Geselle. Nichts und niemand konnte ihn langfristig halten, geschweige denn binden. Keine seiner vielen Unternehmungen hat er in Ruhe vollendet. Lieber trieb er sie eigenhändig in den Ruin als sich mit der Pflege des Erreichten abzugeben. So wäre denn vermutlich nicht viel von ihm geblieben als eine weit verstreute Nachkommenschaft und deren bruchstückhafte Erinnerungen, wenn ihn nicht jener schicksalshafte Zufall mit der schauspielernden Incognito-Quellnymphe Sophia zusammengebracht hätte.

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Der literarische Urknall...

 

...zwischen Egerbufl und Sophia fand vermutlich Ende der 50er oder Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in einem kleinen Hotel nahe des römischen Hauptbahnhofs Stazione Termini statt, vielleicht aber auch schon dreihundert Jahre früher unter dem Schutz einer im Unwetter festgefahrenen Postkutsche. Ziemlich sicher hat es sich um eine einzige Begegnung gehandelt, in der sich die beiden so nahe kamen, dass die seit Ewigkeiten schlummernde Erinnerung an eine arkadische Sommernacht und mit ihr der Geist des Dionysos und des Pan beschworen werden konnten. In dieser Begegnung muss der Oheim Egerbufl den Genius des nüngverdrizelns von seiner Geliebten und Muse, der Nymphe Sophia empfangen haben. Was Sophia empfing - ganz entgegen ihrer nymphischen Gewohnheit - stellte sich Monate später als fideles Zwillingspärchen heraus, das sich zeitgleich mit der neuen Gedichtform prächtig entwickelte.

Der Abenteurer und die Nymphe verloren sich jedoch bald aus den Augen, wenn auch nicht aus dem Sinn - es war ihnen nicht bestimmt, als gottgefällige Dichterfamilie bis ans Ende ihrer Tage miteinander zu leben, zumal ja das Ende der Tage im Leben einer Nymphe ohnehin auf sich warten lässt und sich das potenzielle Familienoberhaupt bereits als einschlägig ungeeignet erwiesen hatte. Und auch die nüngverdrizler erlebten nur eine kurze Blüte. Innerhalb von zwei oder drei Monaten dichtete Egerbufl einige tausend Stück, die aber in den Wirren eines großen Krieges oder Ehedramas größtenteils verloren gingen. Dann wandte er sich wieder anderen Aufgaben zu. Der Geist des nüngverdrizelns freilich war nun in der Welt, und nichts konnte ihn daran hindern, zu wehen, wo es ihm beliebte. Egerbufl selbst fand gegen Ende seines Lebens noch einmal zurück zu seinem erinnerungswürdigsten Lebenswerk, doch die Pflege und Verbreitung seines Erbes war bereits in andere Köpfe und Hände übergegangen.

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Das Erbe Egerbufls - nüngverdrizler                       für das neue Jahrtausend

 

Das Jahr 2006 unserer Zeitrechnung markiert in mehrfacher Hinsicht einen Neuanfang im Hinblick auf die literarische Kunstform des nüngverdrizelns. Zwanzig Jahre nach Leufgerb Egerbufls Tod ist in diesem Jahr die erste öffentlich zugängliche Sammlung beglaubigter originaler nüngverdrizler erschienen - Saladin Egerbufls Buch “Verschwitzte Gesichte” und zeitgleich mit ihm Ulf Grebes Lehrbuch “Verschmutzte Geduchte”, welches das bedeutendste und einzige Standardwerk der nüngverdrizler-Forschung weltweit ist. Dem Münsteraner Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat gebührt das Verdienst, diese beiden wichtigen Bücher, vereint in einer Taschenbuchausgabe, herausgegeben zu haben, zu einem Preis, den sich vom taschengeldabhängigen Heranwachsenden bis zur verriesterten Rentnerin jeder Mensch leisten kann. Damit ist der Ausbreitung des Nüngverdrizlerwesens endlich der Weg geebnet. War diese doch eines der wichtigsten  nie ausgesprochenen Anliegen des “Oheims”, der sich selbst zeitlebens dem Motto verpflichtet sah: “Jeder Mann kann - und jede Frau au!”

Zwei Namen stehen stellvertretend für die Vielen, die sich für das Erbe Egerbufls stark gemacht haben - Freunde, Feinde, Kinder, Enkel und Kindeskinderenkel, Liebhaberinnen und Liebhaber sowohl des Oheims als auch seiner Sprachkunst, befreundete Dichter, Neider, Nachahmer, Trittbettfahrer, Teppichverleger und Book-on-demand-Hasardeure. Sie alle sollten sich gewürdigt fühlen, wenn nachfolgend die beiden Männer vorgestellt werden, durch deren Wirken sich das Wollen aller zwischen zwei Buchdeckeln zu lesbarer Wirklichkeit verdichtet hat:

 

Canonball SaladinSaladin Egerbufl, geboren 1969 in Livorno, Lieblingsenkel von Leufgerb Egerbufl, von dem er vor allem den speziellen Humor und die Vorliebe für ausgefallene Berufe geerbt hat - als das Foto entstand, arbeitete er gerade als menschliche Kanonenkugel auf einem Volksfest in Neu Delhi. Lebt unverheiratet glücklich mit drei Frauen und einem Mann zusammen, bislang erst sechs Kinder. Saladin hat sich die Sammlung und Veröffentlichung der auffindbaren nüngverdrizler seines Großvaters zur Aufgabe gemacht. Nebenbei schreibt er eigene nüngverdrizler und andere Gedichte, die er zum Teil auch in seinem Buch “Verschwitzte Gesichte” veröffentlicht hat. In seiner Freizeit häkelt er gemeinsam mit seiner Partnerin Jacqueline Flaschenhalter für den Karneval und imitiert Vogelstimmen. Wohnt abwechselnd auf Formentera und in Buxtehude. Zu seinem Engagement als Autor und Herausgeber meint er selbst: “Mir war ein bisschen langweilig. Da hilft es sehr, nüngverdrizler zu lesen oder selbst zu schreiben. Und natürlich geht es mir auch um die Tantiemen.”

 

BF UG sw kleinst04Ulf Grebe, geboren 1969 in Duisburg a.d. Ruhr als drittes Kind eines Eisenhüttenforschers und einer Psychologin. Eine verwandtschaftliche Beziehung zur Familie Egerbufl weist er entschieden von sich, obwohl verdächtig erscheinen muss, welch starke Anziehung die zuweilen doch recht sinnenfrohen Gedichte auf diesen wohlerzogenen, eher schüchternen jungen Mann ausüben. Studium der Völkerkunde, Soziologie und Diplom-Pädagogik, arbeitete als Zeitungsjournalist, Werbetexter, Kameraassistent, Trommler, sozialpädagogischer Einzelfallhelfer und Lerntherapeut. Versucht im Nebenberuf, Menschen zu heilen oder zu einem gesunden Lebenswandel zu bekehren. Unverheiratet, keine eigenen Kinder, aber viele geliehene. Kam zu den nüngverdrizlern wie die Jungfrau zum Kind und verarbeitete dieses Erlebnis in Form einer streng sachlichen Abhandlung, seinem Buch “Verschmutzte Geduchte”. Glaubt an den sittlichen und pädagogischen Mehrwehrt des Dichtens. Ulf Grebe: “Wer nüngverdrizler schreibt, vernetzt seine beiden Hirnhälften. Das ist in unserer rationalisierten Zeit besonders wichtig, insofern sehe ich meine Veröffentlichung als Beitrag zu einem ganzheitlicheren Miteinander.”

 

Beide Autoren bekennen sich offen zu den antiken Wurzeln der nüngverdrizler-Dichtkunst, wenn auch mit unterschiedlicher großer Begeisterung. Doch sie betonen auch die Notwendigkeit, die nüngverdrizler in der Gegenwart zu verankern, indem sie in heutiger Sprache von heute lebenden Menschen verfasst werden und darüber Auskunft geben, was diese bewegt. Deshalb wollen sie ihre Arbeit auch als Ermunterung verstanden wissen, als Weckfruf an alle, die sich zum Dichten berufen fühlen oder noch nicht. Saladin Egerbufl: “Macht es genau wie Oheim Egerbufl: gerne, laut und vor allem oft. Und erst, wenn es euch zu den Ohren wieder raus kommt, könnt ihr ganz sicher sein, dass ihr es wirklich oft genug gemacht habt!”. Ulf Grebe: “Das nüngverdrizeln ist ein Weg, den Wirrungen der Welt gegenüber ein lachendes Auge zuzudrücken. Erheben wir uns geistig von der Ebene der vier Buchstaben zur Ebene der vier Zeilen, unfugen der deutschen Sprache irreparable Schätzchen zu!”

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